„Brücken bauen” – nichts könnte eigentlich sinnbildlicher dafür stehen, Grenzen zu überwinden. Doch was uns auf unserer Reise immer wieder auffällt, ist die Funktion von Brücken als Grenzen. Besonders entlang der Sava wird uns klar, was das heißt: Ganze Städte, die früher mal eine Einheit waren und sich in einem Staat befanden, sind heute durch nur noch eine Brücke verbunden. Streng bewacht und abgezäunt natürlich – jeweils vor und hinter der Brücke befindet sich eine Grenzübergangs-Station am jeweiligen Ufer. Brücken sind hier nicht das symbolisch verbindende Element, das sie andernorts sind. Sie sind das Nadelöhr, das alle Menschen- und Fahrzeugmassen durch die Kontrollen schleust. Sie sind die vernachlässigsten Bauwerke der ganzen Grenzarchitektur, weil sie im Niemandsland zwischen den Staaten liegen: Verrostet, brüchiger Asfalt. Sie sind manchmal stumme Zeugen des Krieges, der sie ganz zerstörte: Heute steht hier ihre Nachfolgerin; wiederaufgebaut von der EU. Am komischsten ist oft der Blick von der Mitte der Brücke aufs Wasser. Treibgut, Fische, Wasservögel oder die Angelschnüre der Fischer: All das bewegt sich frei zwischen den Ufern hin und her. Nur die Menschen, die müssen die Kontrollprozeduren über sich ergehen lassen.
Dort, wo die Brücken nicht einfach so im Land stehen, sondern wo sie die geteilten Städte Europas (von denen so viele behaupten, nach dem Fall der Mauer in Berlin gäbe es nur noch eine, nämlich Nikosia) „verbinden”, sind wir auf unseren Rädern nicht allein: Neben den Autos und zu Fuß gehenden Grenzgänger_innen reihen wir uns immer öfter auch in kleine Gruppen von lokalen Ralder_innen bei der Passkontrolle ein.
Später in Novi Sad und Belgrad werden wir noch eine weitere Brücken-Geschichte erleben: Wir sehen die Ruinen oder Wiederaufbau-Prozedere von Donaubrücken, die von der NATO 1998 bombardiert wurden. Ein Akt, der für die Bevölkerung dieser Groß- bzw. Millionenstädte große Beeinträchtigungen bis heute mit sich bringt – also künstliche Grenzen mitten in ihre Stadt riss.