Da haben wir sie: Unsere eigene erste einschneidende (Staats-)Grenz-Erfahrung auf der Tour! Nicht, dass es in groesseren Gruppen nicht zu erwarten waere, dass irgendwer irgendwie geartete „falsche” Papiere dabei hat und beim Grenzuebertritt Probleme hat. Was nur verwunderte, war die Art des heute aufgetretenen Problems: Es handelte sich naemlich nicht um vergessene, verlorene oder nur noch wenige Tage gueltige Papiere auf der Seite unserer Teilnehmenden, sondern um einen unglaublichen materiellen Missstand am Grenzuebergang: Dort fehlten doch tatsaechlich die richtigen Stempel!!!
Die Geschichte geht so: Am kleinen Grenzuebergang zwischen Slowenien und Kroatien in Dobova/Harmica ueberqueren diejenigen von uns, die EU-Dokumente haben, problemlos die Kontrollen der Aus- und Einreise. Denjenigen von uns mit einem australischen und einem US-amerikanischen Pass, wird die Weiterreise verweigert. Es handle sich um einen lokalen Grenzuebergang, der dem Grenzverkehr der lokalen Bevoelkerung diene – wohl dem Umstand geschuldet, dass hier mitten durch vorher zusammenhaengendes jugoslawisches Siedlungs-Gebiet ploetzlich eine Grenze gezogen wurde, sich das Leben der Menschen aber nach wie vor hueben und drueben abspielte. Da man auf Grund fehlender Stempel fuer ihre Einreise als nicht-gleichberechtigte Nicht-EU-Staatsangehoerige ihre Sache nicht bearbeiten koenne, wurden unsere zwei Aufgehaltenen angewiesen, doch bitte den „internationalen Grenzuebergang” zu benutzen. Dies muss man sich einmal woertlich auf der Zunge zergehen lassen: Ist denn ein Grenzuebergang zwischen zwei Staaten nicht per definitionem ein „inter-nationaler”? Und hat es in den 22 Jahren der Existenz dieses Uebergangs wohl keinmal einen Anlassfall gegeben, dass Nicht-EU-Buergerinnen ihn ueberqueren wollten, so dass die Notwendigkeit eines Stempels an die Zentralstelle gemeldet und beseitigt werden konnte? Willkommen mitten in Europa. Und wenn „Westler_innen” solche Schikanen erleben, brauchen wir wohl nicht weiter fragen, wie es noch weniger privilegierten Menschen an dieser Stelle geht.
Die Loesung sah dann heute so aus: Unsere zwei Gruppenmitglieder mussten zum naechsten Bahnhof fahren, und in einen internationalen Zug nach Zagreb steigen – was wohl gemerkt Geld kostet und mit Fahrrad manchmal unmoeglich ist! Die Beamt_innen der mobilen Grenzkontrolle im Zug waren dann gut genug ausgeruestet, um die notwendigen Stempel geben zu koennen. Glimpflich gelaufen – und trotzdem aergerlich. Es bestaetigt sich uns nun am eigenen Leibe, wie Grenzen und ihre Infrastrukturen willkuerliche Unterschiede zwischen Menschen machen, nur weil auf der ersten Seite eines kleinen Papierheftes in ihrer Tasche andere Worte stehen.