Wir werden auf unserer Reise mehr Sprachgrenzen übertreten, die nicht mit Staatsgrenzen übereinstimmen, als Staatsgrenzen, die gleichzeitig eine scharfe Sprachgrenze darstellen.
Heute haben wir eine überquert: Die erste Grenze der “offiziellen” Mehrsprachigkeit. Auch wenn dies z.B. in Berlin jeden zweiten Meter passiert: Die Stadt mit ihren tausenden Sprachen gilt juristisch gesehen als einsprachig.
Anders die Situation in der Lausitz, deren Grenze wir heute passiert haben: Als “offiziell anerkannte” Minderheit im deutschen Recht, gilt das Gebiet der Sorben als mehrsprachig. Dies zeigt sich uns als erstes markant an den zweisprachigen Ortsschildern, aber natürlich hören wir es auch hier und dort.
Ein zweiter Indikator für historische Zweisprachigkeit von Regionen sind Orte, die in ihrem Namen als Präfix den Namen der Sprachgruppe tragen, die in ihnen historische dominierte, bzw. die sie von anderssprachigen Orten in der Umgebung unterschied. Namen, wie “Deutsch-Irgendwas”, “Wendisch/Windisch-Irgendwas”, “Serbski-Soundso”, “Nemiecki-Irgendwo”, “Slovenj Gradec”, “Deutsch-Landsberg”, “Deutschkreuz”, “Horvat-Nadalja” / “Madgar-Nadalja” werden uns bis in Kroatien in den Grenzregionen begegnen.