Entlang unserer heutigen Route durch „Vattenfall-Country” fallen immer wieder die Schilder rechts und links am Straßenrand auf: „Achtung – Lebensgefahr!”. Die Schilder sind mit einem Piktogramm ausgestattet, dass in einer „HALT!”-Pose eine Hand entgegen streckt und den Mund warnend-schreiend aufreißt. Hier zieht sich also links und rechts der Straße eine Grenze entlang: Eine Sicherheits-Grenze, die (anscheinend) absolut lebensgefährliches (Bergbau-)Territorium von einem sicheren Boden, nämlich der Durchgangsstraße, trennt. Die Grenze besteht nur symbolisch aus ein paar kleinen Schildern, die sich alle paar hundert Meter wiederholen. Kein Zaun, keine Mauer, kein wirklicher Schutz vor dem Unheil. Später auf unserer Reise, in Kroatien und Bosnien-Herzigowina werden wir sogar durch Minengebiete fahren, die – wenn überhaupt! – nur mit Schildern „gesichert” sind.
Wenn wir nun (so mache – heutige oder frühere) Staatsgrenzen damit vergleichen, zeigt sich uns folgende Paradoxie:
- Was anscheinend wirklich für Leib und Leben gefährlich zu sein scheint, wird nicht durch eine physische Grenze geschützt: Hier darf der Mensch selbst entscheiden, ob er sich der Gefahr aussetzen will oder nicht.
- Mit dem Lineal gezogen Nationalstaatsgrenzen bzw. die Territorien davor und dahinter, die an und für sich selbst nichts Gefährliches an sich haben, werden hingegen bis an die Zähne bewaffnet verbarrikadiert und „vor Eindringlingen geschützt”.
Fazit: Es scheint also legitimer zu sein, Menschen selbstbestimmt in einstürzende Gruben fallen oder explodierende Minen laufen zu lassen, als dass sich Menschen frei über die imaginären Grenzen der 193 Nationalstaaten dieses Planeten bewegen könnten, bei deren Übertreten grundsätzlich keine „natürliche” physische Gefahr für Leib und Leben besteht. Was übrigens tausende Vögel, Fische, Insekten und sogar größere Tiere jeden Tag beweisen.