Vorwahlgrenzen

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So wie auch schon beim Ueberqueren der deutsch-tschechischen und der tschechisch-oesterreichischen Grenze haben wir uns auch heute wieder eine neue SIM-Karte fuer unser Tour-Mobiltelefon gekauft. Denn leider gibt es ja noch keine globalen oder EUropaeischen Mobilfunknetzwerke, die nicht an Grenzen die Preise schlagartig erhoehen wuerden und fuer die es ueberall Auflade-Nachschub gaebe. So muessen wir eben neue Karten von Land zu Land kaufen, um unsere Gebuehren wenigstens fuer Inlandsgespraeche klein zu halten und um ueberhaupt an Auflade-Bons zu kommen.
Soweit, so «normal»: Heutzutage haben Staaten/Laender/Nationen eben nicht mehr nur ihre Flaggen, Hymnen und andere abstrakte Symbole, um Identifikation mit ihnen zu staerken, sondern aben auch laenderspezifische Toplevel-Domains (.de, .cz, .at., si…) oder eben klassische Landesvorwahlen (0049, 0042, 0043, 00386).

Und genau hier haben wir heute eine doppelte Grenze ueberschritten! Der Wechsel von 0043-Land zu 00386-Land ist naemlich nicht nur einer zwischen zwei unterschiedlichen Vorwahlen und Tarifgebieten, sondern einer von einem Land mit zweistelliger (ohne Nullen), zu einem mit dreistelliger Vorwahl! Und das sagt – so schlicht und unscheinbar es auch ist – eine Menge ueber die Nationalstaatsgrenzen der Region aus – und ihr Alter! Denn die Erklaerung hinter den drei Stellen ist: Jugoslawien hatte die Vorwahl 0038. Nach dessen Zerfall konnten den (mittlerweile) 7 neuen Staaten nicht einfach «irgendwelche» bzw. ins europaeische Zahlenschema passende Vorwahlen zugeteilt werden – denn diese waren schon vergeben oder es waere technisch/voelkerrechtlich zu aufwaendig gewesen. Insofern bekam jeder neue exjugoslawische Staat einfach eine dritte Zahl (vielleicht sogar die damalige interne Regionalvorwahl?) hinter seine 0038. Und schon war aus einem alten, unter den Nationalist_innen wohl verhassten Symbol der panjugoslawischen Gemeinsamkeit ein neues Symbol kleinstaatlich-vereinigender Unabhaengigkeit geworden. Und auf der digitalen Ebene eine weitere Grenze gezogen – zusaetzlich zu den physischen, die (mit und ohne Blutvergiessen) in den 1990er Jahren neu durch die freie Landschaft gezogen und auf Karten gedruckt wurden.

Aehnliche Geschichten lassen sich uebrigens ueber laenderspezifische Internet-Topleveldomains in der Region hier erzaehlen: .yu gibt es z.B. noch! Wer dies verwendet, spricht damit eine bestimmte Botschaft aus! Ein Vergleich mit Bestrebungen im Basekanland und Katalonien ist hier uebrigens hochinteressant! Aber darueber vielleicht spaeter mehr. Denn wir sind ja erst in Slowenien angekommen – was aber kein Grund sein sollte, sich nicht schon hier mit (ex)-jugoslawischen Geschichtsfragen zu beschaeftigen.

*photographs from the Czech – Autria border crossing*

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