Bin schon vor ner Weile am Camp angekommen. Wie R. schon sagte, immer wieder beeindruckend, was die Scouts fuer Orte finden. Diesmal im Garten eines gelben Ferienhauses. Niemand hier, Rollos unten, Rasen frisch gemaeht. Wasserleitung! Menschen tauchen, eine nach der anderen mehr oder weniger erschoepft auf, ihr Rad die letzten steilen holprigen Meter hinaufschiebend. Die altbekannten Gesichter blinzeln in die Sonne und erkunden den Ort. Laden das Essen ab, welches sie in Pappkartons oben auf ihrem Gepaeck festgezurrt haben. Das Cooking-Team nimmt ihnen die Sachen dankend entgegen, sichten, schmieden Menue-Plaene: Alles-was-wir-haben-Suppe mit…
Hungrige schnappen sich die matschigen Bananen, fuettern sich gegenseitig mit triefenden Tomaten und Pfirsichen, die unessbaren Stellen weggeschnitten. Auf einer Mauer wird gesungen und musiziert. Die Hunde, den Tag ueber im Beifahrermodus gefangen, jagen befreit ueber die Wiese, ueberschlagen sich. Dehnuebungen auf der Isomatte bekommen Erdsprizer ab. Die Sonne wird zu einem Ei flachgegedrueckt am Horitzont, bis sie dann doch ins Meer, in die endlosen Wellen flutscht. Strassenlaternen ersetzen sie. Die Zelte spriessen hier und dort, ducken sich hinter einer Hecke oder hoffen auf einen schattigen Morgen unter der grossen Pinie.
Das Gemuese aus den Muelltonnen wird von vielen kleinen Klappmessern zerschitten, in kleine Teile. Sogar waschen konnten wir es heute bequem mit der Leitung im Garten. Die Alles-was-wir-haben-Suppe koechelt selbstzufrieden auf einem beachtlichen Feuer im zum Rocketstove umfunktionierten Motoroelfass. Das vom letzten Projekt gespendete Ofenrohr glueht unter der enormen Hitze. Suppenspritzer, die beim probieren darauf landen, verdampfen beim ersten Kontakt. Eine Hand voll Salz fehlte noch.
Langsam wird es kuehl, der Ort an dem sich heute nacht die Communal Sleeping Area befindet, wird verkuendet. Ausgerollte Matten, jemand schlaeft schon, wird spaeter Gesellschaft bekommen unter den Sternen und den zuegig ziehenden Wolken.
FOOD IIIS READY!!
Tupper – where? Sombody has seen my spoon? Alles-was-wir-haben-Suppe ist koestlich und nahrhaft wie jeden Abend, immer anders aber doch ein gemeinsamer Ecotopia-Grundgeschmack. Die ueberraschend gutschmeckende Nachtischkreation des Cooking-Teams aus den Resten des Foodtrailers wurde so vermutlich das erste und letzte Mal gekocht.
Genauso wie dieser Garten des gelben Ferienhauses wahrscheinlich nie soviele Leute beherbergt hat und es nach unserer Abreise auch nie wieder tun wird.
Die Gesprache sind verstummt oder zu durch kauen gedaempftes Gemurmel geschrumpft. Eine letzte Gruppe von Radelnden kommt nun an. Spaet aber eigentlich genau puenktlich zum Essen, ihnen wurde sogar was von den seltenen Austernpilzen beseite getan und vom einzigartigen Nachtisch. Die Schlusslichter hatten eine ausgepraegte Siesta am Strand eingelegt, dann die mit Ziegelstein auf die Strasse gezeichneten in der Daemmerung uebersehen und auf einen Umweg durch die Kleinstadt jede Menge Pralinen und Jogurtdrinks in den Carrefour-Tonnen gefunden. Manche waren zu ihrem Glueck zu diesem Zeitpunkt schon im Bett, andere hatten nach einem Zuckermassaker Bauchweh – aber auch noch genuegend Energie fuer ausgiebe politische Diskussionen oder Gefuehlsaustausch und auch um das Groebste des Massakers (mit Stirnlampe) zu beseitigen. Eine verantwortungsbewusste Person macht halberfolgreich darauf aufmerksam, dass auf dem Karton auf dem wir unser Leben organisieren, am naechsten Tag alle Kaestchen leer sind. Ein Cooking Team bildet sich unter den noch Anwesenden und entscheidet jetzt schlafen zu gehen, damit morgen undsoweiterundsofort…
Good Night buenos Nachos, nackige Fuesse mit Sandalentattoo laufen ueber das kurze nasse Gras. Der letzte Reisverschluss von Zelt oder Schlafsack wird mit einem langsam hoeher werden Ton zugezogen; kurz unterbrochen, weil sich der Stoff reingeklemmt hat.
Am Morgen, eine Wand aus vaporisierter Brandung, Nebel. Die Sonne braucht eine Weile bis sie hinter den Bergen hervorkommt und dann die graue Suppe verdampft hat. Die Scouts sind schon los, ein paar Leute die sich seit Tagen vorgenommen haben, mal frueh loszufahren und so die Mittagshitze zu vermeiden, schaffen es heute. Das Leben faltet sich Stueck fuer Stueck zurueck in die Satteltaschen, auf die Gepaecktraeger, oder wird puzzleartig in die gemeinschaftlichen Anhaenger eingeraeumt. Die kleine Plastikbox mit dem Flickzeug, die Pumpe und das First-Aid-Kit warten am Feldweg auf die letzte die geht. Irgendjemand bleibt noch laenger als die Letzte, doest unter der Pinie. Als auch sie aufbricht, sieht eins dem gelben Haus nicht an das wir je da waren.
Doch, es sind 2 rotorange Pfeile in entgegengestetzter Richtung vor der Feldwegeinfahrt auf der Strasse zu sehen.